Huawei: Anfang, Absturz, Auferstehung

Die Anfänge

In den 80ern wollte die chinesische Regierung ihre Telekommunikation landesweit modernisieren. Huawei wurde 1987 in Shenzhen als Teil dessen gegründet. Moderne Telefonanlagen waren ihre ersten Produkte. Gleichzeitig investierte die junge Firma schon damals in Entwicklung und Forschung Anfang der 90er konnte die Firma ein schnelles Wachstum verzeichnen. In den Kleinstädten und in ländlichen Gebieten konnten sie sich mit neuer und verlässiger Technik durchsetzen.

Als 1996 die chinesische Regierung ein Grundsatz zur Förderung der eigenen Firmen für Telekommunikation erließ, hatten es ausländische Konkurrenten plötzlich sehr schwer in China. Huawei konnte sich dadurch erstmal auf den heimischen Markt durchsetzen. Bereits ab 1997 konnte die junge chinesische Firma im internationalen Markt Fuß fassen.

Ab 2011 setzte Huawei neben Produkten für den Netzausbau auch auf eigene Smartphones, Tablets und Wearables und machte im Laufe der Jahre sich einen Namen – in Asien als auch in Europa. Huawei konnte mit seiner günstigen Preispolitik enormes Wachstum verzeichnen und zu den großen Playern aufstoßen. Seitdem sind sie für gute und günstige Smartphones auf dem europäischen Markt bekannt.

Der Konflikt

Man vermutet schon länger, dass Hauwei unter dem direkten Einfluss der chinesischen Regierung steht. Subventionen und direkte Einflussnahme sind da nur einige Punkte. Man könnte also daraus schlussfolgern, dass Huawei von der Regierung abhängig, wenn nicht sogar unter deren Kontrolle steht.  China gilt in der westlichen Welt als eines der Länder, wo unter anderem die Privatsphäre missachtet und die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird.

In den USA sieht man den rasanten Wachstum der chinesischen Wirtschaft gar nicht gerne!
Auch deswegen ist China den USA schon länger ein Dorn im Auge, da es in vielen Ländern durch verschiedene chinesische Firmen in mehreren Wirtschaftsbereichen viel Macht erlangte. Ein Beispiel ist Huawei. Sie gehören zu den größten Netzausrüstern für 5G und spielten bis dato eine große Rolle bei dem Ausbau von 5G in Europa und den USA.

Dazu muss man wissen, dass der ehemalige amerikanische Präsident Donald Trump Huawei der Spionage für die chinesische Regierung verdächtigte. Bis heute konnten die USA keine stichhaltigen Beweise vorlegen.  Dessen ungeachtet hatte die USA im Mai 2019  andere Länder zum Boykott gegenüber Huawei aufgerufen. Die USA gingen soweit, Huawei auf die “schwarze Liste” zu setzen, was einem Handelsbann entspricht. Dadurch durften praktisch alle amerikanischen Unternehmen nicht mehr mit Huawei zusammenarbeiten. Google, Apple und Chiphersteller sind da nur einige Beispiele.

Ob die US-Regierung je wieder Huawei von der „schwarzen Liste“ streichen und als sicher einstufen wird, wie es bei Xiaomi der Fall war, ist fraglich. Der neue US-Präsident Joe Biden jedenfalls verlängerte erst jüngst die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Huawei. Seiner Auffassung nach werden Menschenrechtsverletzungen weiterhin durch deren Überwachungstechnologie begangen.

Wegen den US- Repressalien kam in Deutschland und anderen Ländern der Ausbau von 5G ins Stocken. Deutschland will nun auch die Zusammenarbeit mit Huawei überprüfen, wenn nicht sogar beenden. Andere europäische Länder folgen diesem Beispiel und die Luft für Huawei wird immer dünner.

Der Absturz

China wiederum wehrt sich gegen die US-Sanktionen gegen ihre Firmen. Ausländische Firmen und Personen werden von der chinesischen Regierung mit unnötiger Bürokratie sowie härteren Strafen ausgebremst oder gemaßregelt.
Der Handelsbann der US-Regierung brachte Huawei fast zum Fall – die Folgen waren dramatisch.
Huawei verlor beinahe über Nacht Google als Partner. Sie dürfen die Lizenzen für die Google-Dienste nicht mehr nutzen.
So können Google Play Store, YouTube, Google Maps und GMail nicht mehr auf neueren Smartphones verwendet werden oder der Zugang ist so schwer, dass viele Nutzer damit strikt überfordert sind. Das *Huawei P30 Pro ist als letztes Smartphone mit den Google-Services erschienen.

Dem nicht genug zogen viele ausländliche Hardwarehersteller und Lieferanten sich zurück und machten fortan einen großen Bogen um Huawei. In der Befürchtung auch in die Schussbahn der USA zu geraten, lieferte man keine Prozessoren, Arbeitsspeicher und Displays mehr nach China. Huawei war damit praktisch am Ende. Ohne Google und ohne Hardware-Bauteile – wie sollte man da noch Smartphones herstellen? Vor Inkrafttreten des Handelsbanns kaufte Huawei verzweifelt fast den Marktplatz leer und hamsterte CPUs, Arbeitsspeicher und Co. Die Folgen dieser Sanktionen spiegelten sich schnell in den Verkaufszahlen der Smartphones wieder.

Wenn man die Verkaufszahlen des 1. Quartals 2020 und 2021 vergleicht, ist der Verkauf auf dem europäischen Markt von 17% auf 4% zurückgegangen. In den USA werden generell sehr wenige chinesische Smartphones verkauft – Apple- und Samsung-Geräte führen die Liste an. In China selbst war Huawei letztes Jahr auf den 1. Platz der Top5 für verkaufte Smartphones. Dieses Jahr ist Huawei nicht mehr unter den Top5. Gold geht an Vivo, Silber an Oppo. Huawei hatte also selbst im Heimaltland zu kämpfen…

Die Gegenwehr

In Europa läuft auf allen Huawei-Geräten NOCH das Android-Betriebssystem, allerdings mit Huaweis eigener Firmware Emui, eben zur Erweiterung von Android. Ähnlich wie es bei Samsung mit One UI der Fall ist.
Huawei musste schnell umdenken, als die Google-Services nicht mehr verfügbar waren.
Durch den Wegfall von Google Play Store haben sie für den Europäischen Markt einen eigenen Appstore entwickelt – Huawei bewirbt es in Deutschland stolz mit dem Slogan „Zukunftsversprechen“.  Er trägt den Namen AppGallery.
Viele Apps wie TikTok, Telegram, Instagram,  Microsoft Apps, GMX oder WhatsApp sind auf den Huawei-Geräten ausführbar.  Viele Anwendungen findet man bereits in der AppGallery.
Es gibt jedoch viele Apps, die noch nicht in der AppGallery vorhanden sind.

Andere Bezugsquellen sind teilweise unpraktisch, teilweise für die meisten Nutzer schlicht und ergreifend zu kompliziert.
Einige Apps, wie WhatsApp, sind nur über das Internet als Android-Version verfügbar. YouTube und Tinder funktionieren wiederrum nur auf dem Webbrowser selbst. Es gibt aber auch Apps, die noch nicht funktionieren oder sehr fehleranfällig sind.

Diese Anwendungen greifen meist auf die Google-Services zurück.
Unterm Strich ist Huaweis Überlebensgeist und Anstrengungen löblich, aber die allumfassende Lösung ist die AppGalery leider noch nicht!

Die Auferstehung

In China sieht die Sache ganz anders aus. Für den chinesischen Markt entwickelte Huawei sein eigenes Betriebssystem, Harmony OS. Die Google-Dienste werden ohnehin durch die chinesische Regierung eingeschränkt. So hat Huawei die Chance, von Google autark zu werden und sein eigenes Süppchen zu kochen.  Im Heimatland entsteht dadurch die Möglichkeit, dass Harmony OS eine Konkurrenz zu Android und IOS werden kann.

Um Harmony OS jedoch auch für den europäischen Markt konkurrenzfähig zu machen und sich gänzlich von Google loszulösen, müssten App-Entwickler allerdings eigene App-Versionen für Harmony OS entwickeln und bereitstellen. Das wiederrum erfordert aber Investitionen seitens der App-Entwickler.

Nun stellt sich die Frage, warum Entwickler App-Versionen für Harmony OS bereitstellen sollen, wenn die Verkaufszahlen der Huawei-Geräte im Keller sind?
Auch hier hat Huawei bereits eine Antwort parat: In den kommenden Monaten soll Harmony OS auf allen Huawei-Endgeräten ausgerollt werden. Sogar für alte Smartphones bis einschließlich 2017!

Das nennt man wohl Goodbye Google! Die Verteilung von Harmony OS hat in China bereits begonnen, Europa und damit auch Deutschland, sollen zeitnah folgen.

Vor Huawei liegt noch viel Arbeit und einige Hürden sind noch zu überwinden. Eine Zusammenarbeit mit Google wird es erst einmal nicht geben. Und Huawei produziert bereits seit einiger Zeit sehr erfolgreich eigene CPUs und andere Smartphone Komponenten.
Der Überlebenswille von Huawei ist ungebrochen und der Geist schreit nach Wiederauferstehung…

Eigene Meinung

Im Nachgang können wir den Aktionen und Reaktionen der USA leider sehr wenig abgewinnen.
Der Boykott von Huawei, die „schwarze Liste“ und der Handelsbann haben Huawei letztlich nur stärker gemacht und deren Drang nach Überleben so immens geweckt, dass in sehr naher Zukunft ein weiteres Betriebssystem zu iOS und Android in Konkurrenz steht – Harmony OS.
Für uns Verbraucher wahrscheinlich nur zum Vorteil!

Ob sich Huaweis neues Betriebssystem, welches dem Android sehr ähnlich ist, durchsetzen kann, steht in den Sternen. Wir sind uns jedoch sehr sicher, dass Huawei schon sehr bald iOS und Android auf den heimischen Markt in China verdrängen wird. Nicht zuletzt durch die chinesische Regierung und auch der dort lebenden Menschen selbst, die eher ein Produkt aus dem Heimatland verwenden werden, als westliche Produkte.

Die Zukunft

Denn man muss wissen, dass Honor auch zum Huawei Imperium gehört. Im August 2021 hat Huawei bereits Harmony OS in China ausgerollt, wohlgemerkt auf auch Honor Geräten. Europa folgt später…

Für Lesefaule…

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